Die Mehrzahl deutscher Führungskräfte ist mit der IT-Infrastruktur ihres Unternehmens überfordert. Als Gründe werden ein mangelndes technologisches Verständnis sowie die unzureichende Verwaltung digitaler Portfolios angegeben. Zu diesen Ergebnissen kam die Unternehmensberatung Roland Berger in ihrer Studie „The Digital Dilemma“.
Spätestens seit der vergangenen Pandemie hat die Digitale Transformation zumindest thematisch in nahezu jedes Unternehmen Einzug gehalten. In der Theorie sollen Unternehmen in digitale Einheiten umgewandelt, Prozesse automatisiert, Barrieren zwischen Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten durch digitale Prozesse abgebaut werden. Doch in der Realität bzw. während der Umsetzung tritt oftmals Ernüchterung ein.
In der Studie „The digital dilemma: Why companies struggle to master digital transformation“ wurden eben diese Gründe, warum Unternehmen nicht vorankommen, untersucht.
Im Ergebnis fehlt es laut Studie vor allem an entsprechenden Kompetenzen die für den Fortschritt bei digitalen Transformationen verantwortlich zeichnen. Die Studie kommt aber auch zu dem Schluss, dass organisatorische und strategische Fehler in Unternehmen zum digitalen Dilemma geführt haben müssen. Denn nicht wenige Unternehmen verkennen, dass sie bereits digitale Experten im Unternehmen zu sitzen haben. Mit dem Know-how der eigenen IT-Abteilung könnten hauseigene Projekte der digitalen Transformation vorangetrieben werden.
Auch wird an bestehenden Prozessen festgehalten und Veränderungsprozesse werden auf die lange Bank geschoben. So werden nicht selten lieber ältere Softwaresysteme angepasst und erweitert, bevor man sich auf neue Systeme einlässt. Dies führt unweigerlich zu einer hohen Komplexität von Prozessen, verbunden mit entsprechend eingeschränkter Flexibilität. Vor allem potenzielle neue Mitarbeiter, die lieber mit effizienteren und sichereren Systemen arbeiten möchten, werden dadurch abgeschreckt.
Mit zunehmendem Konkurrenzdruck müssen Unternehmen branchenübergreifend nach Lösungen für ihr digitales Dilemma suchen. Nur so werden sie im digitalen Zeitalter auch weiterhin erfolgreich sein. Allerdings ist das Problem mit einer Aktion nicht behoben. Eher sind Unternehmen gefragt, die kontinuierliche Weiterentwicklung als feste Konstante in ihr Unternehmensgefüge zu integrieren. Nachfolgende fünf Schritte dienen als Starthilfe zur digitalen Transformation:
- Eine transparente und ehrliche Einschätzung der digitalen Ressourcen vornehmen
- Eine langfristige Strategie entwickeln
- Die Strategie in umsetzbare Schritte aufteilen
- Eine Arbeitsgruppe aus führenden Mitarbeitern des Unternehmens einrichten
- Den menschlichen Faktor bei der digitalen Transformation berücksichtigen
Ferner nennt Roland Berger vier Bausteine, wie Unternehmen dem digitalen Dilemma entkommen können:
Baustein Nr. 1: Vereinheitlichung der Business- und Digital- Strategie
Das digitale Team und die IT eines Unternehmens sind nicht nur dazu da, um die Unternehmens-Website zu pflegen und für den reibungslosen und sicheren Betrieb der Systeme zu sorgen. Sie sind ein wichtiger Schlüssel zu einer vollständig umgesetzten digitalen Transformation. Nur wenn die Business-, Digital- und IT-Abteilungen eines Unternehmens an einer gemeinsamen Strategie arbeiten, wird sichergestellt, dass alle Beteiligten auf einheitliche Initiativen zurückgreifen. Auf diese Weise kennen die einzelnen Teams die technischen Anforderungen, Ziele und Ressourcen des Unternehmens und können eine maßgeschneiderte digitale Strategie umsetzen. Dazu müssen die führenden IT-Mitarbeiter in die Strategieentwicklung einbezogen, vorhandene Silos abgebaut und KPIs vereinbart werden, die zielstrebig verfolgt werden. Im letzten, vielleicht wichtigsten Schritt muss die Vision dem gesamten Unternehmen kommuniziert und vermittelt werden, nicht nur den direkt Betroffenen.
Baustein Nr. 2: Ein effektives Betriebsmodell
Mangelnde Flexibilität ist eine der größten Herausforderungen für eine ganzheitliche digitale Transformation. In der von Roland Berger durchgeführten Umfrage gaben 69 % der Teilnehmer an, dass ihre Mitarbeiter nicht in der Lage sind mit anderen Abteilungen zusammenzuarbeiten. Dies betrifft vor allem die Zusammenarbeit mit der IT. Einige Teilnehmer führten dies darauf zurück, dass die IT-Abteilung nur als Dienstleister und nicht als wichtiger Faktor und gleichberechtigter Partner für Veränderungen angesehen wird.Für eine agile Skalierung müssen die Unternehmen sämtliche geschäftsbezogene und digitale Prozesse, sowie alle Rollen und Strukturen aufeinander abstimmen. Die Unternehmen können Portfolio-Management-Gremien einrichten, die Ressourcen zuordnen und alle digitalen, geschäftlichen und IT-bezogenen Projekte verwalten und dabei die Gesamtstrategie und die Gesamtziele im Auge behalten. Hilfreich ist eine Unterteilung in stabile Teams, die das Rückgrat des Unternehmens bilden, und multifunktionale agile Einheiten, die Innovationen vorantreiben.
Die digitale Transformation ist ein kontinuierlicher Prozess, deshalb sind Systeme zur Verwaltung der Veränderungen eine wichtige Grundlage.
Baustein Nr. 3: Smartere Mitarbeiterstrategien
In allen Branchen herrscht ein Mangel an IT-Mitarbeitern und anderen Fachkräften, somit ein großer Konkurrenzdruck. Da die Technologie im Leben der Mitarbeiter eine immer wichtigere Rolle spielt, wird dieser Trend auch in Zukunft anhalten. Erschwert werden die Suche und die Bindung von Mitarbeitern durch den Wunsch nach flexibler, ortsungebundener Arbeit und einer besseren Work-Life-Balance.Unternehmen, die eine sogenannte Human Intelligence Map erstellen, verschaffen sich in dieser Situation einen Wettbewerbsvorteil, indem sie den Status quo ihrer Talente erfassen, bewerten und mit den Bedürfnissen der Branche vergleichen und gleichzeitig Anforderungen und Möglichkeiten analysieren können. Diese Karte sollte kontinuierlich aktualisiert und direkt in den Einstellungs- und Schulungsprozess einbezogen werden. Die Unternehmen können ihre Attraktivität durch flexible Arbeitsmodelle, alternative Karriereoptionen, Arbeitsplatzrotation und andere Konzepte erhöhen und so die Zufriedenheit der Mitarbeiter steigern.
Es reicht jedoch nicht, neue Mitarbeiter zu gewinnen und an das Unternehmen zu binden. Unternehmen müssen einen kulturellen Wandel vollziehen, indem sie eine digitale Denkweise im Unternehmen verankern.
Baustein Nr. 4: Schlanke Unternehmens- und Datenarchitektur
Die Implementierung einer neuen digitalen Landschaft ist ein schwieriges Unterfangen, wenn sie nicht von Anfang an richtig angegangen wird. 60 % der Befragten beschreiben ihre aktuelle IT-Landschaft als komplex, fast drei Viertel davon bezeichnen sie sogar als nicht mehr handhabbar. Werden neue Datenlandschaften auf bestehende Systeme aufgesetzt, erhöht dies nicht nur die Komplexität der digitalen Prozesse, sondern führt aufgrund inkompatibler Sicherheitsfunktionen auch zu neuen Problemen. Zudem sind neu angestellte IT-Mitarbeiter möglicherweise nicht mit den älteren Systemen vertraut.
Alle Informationen zur Studie erhalten Sie unter nebenstehenden Link.